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Landesauszeichnung VWA 2022 für Katharina Ananda Kriz

Laudatio zu

„English fanfiction and its influence on today’s society“ von Katharina Ananda Kriz

(BG Dornbirn, 8d, Mag.a Dagmar Waibel-Mätzler)

FHV, 3. Juni 2022, 17 Uhr

 

Moderation: Angelika Simma

 

Geschätzte Frau Landesrätin Katharina Wiesflecker,

liebe Maturant*innen,

liebe Katharina,

liebe Gäste.

 

Ich danke herzlich für die überaus ehrenvolle Einladung, im Rahmen dieser Feier eine der hervorragenden vorwissenschaftlichen Arbeiten des heurigen Maturajahrganges und insbesondere die Autorin Katharina Kriz mit ein paar Sätzen würdigen zu dürfen.

 

Liebe Katharina!

 

Ich möchte die für mich stärkste Erfahrung bei der Lektüre deiner Arbeit gleichsam als Überschrift und Vorzeichen voranstellen: Ich habe durch die Auseinandersetzung mit deiner Arbeit dazugelernt, und zwar wirklich Interessantes und Bedeutsames. Und das ist auch 40 Jahre nach der eigenen Matura immer noch eine wunderbare Erfahrung. Herzlichen Dank dafür.

 

Aber lass‘ uns vorne beginnen. Du setzt dich in deiner Arbeit mit „Fanfiction“ auseinander. Fanfiction – das sind (in einer ersten Annäherung) von Fans geschriebene Geschichten, die bereits existierende Charaktere aus einer Fernsehserie, einem Film, einem Buch, einem Comic, einem Videospiel aufnehmen und in eine neue literarische Handlung einschreiben. Näher betrachtet handelt es sich aber um ein sehr facettenreiches literarisches Geschehen. Du widmest der kenntnisreichen Beschreibung von Fanfiction das erste Kapitel deiner Arbeit und zeigst dort, wie differenziert und methodisch sauber du sowohl in einer historischen als auch systematischen Perspektive an die Sache herangehst.

 

Aber dir geht es um wesentlich mehr als um eine wissenschaftlich-differenzierte Darstellung eines literarischen Phänomens. Du hast eine ausgesprochen engagierte Arbeit verfasst. Du möchtest nicht nur Bestehendes beschreiben, dein leitendes Interesse gilt der Veränderung, nämlich der gesellschaftlichen Veränderung. Daran lässt du keinen Zweifel. Bereits im ersten und auch noch im letzten Satz deiner Arbeit legst du dein übergeordnetes Forschungsinteresse offen – ich zitiere: „Der Zweck dieser Forschung ist es, Antworten darauf zu geben, wie englische Fanfictions die heutige Gesellschaft beeinflussen und wie sich die Welt durch literarische Praktiken wie Fanfiction entwickeln kann. … Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fanfiction nicht nur ein wichtiger Aspekt des Verständnisses sondern auch der Gestaltung von Gesellschaft ist und als solche anerkannt werden sollte.“ Wie geht die Veränderung unserer Welt hin zum Besseren? Das ist deine eigentliche Frage.Mit dieser Frage tastest du das Phänomen Fanfiction ab und hebst ans Licht, was diese literarische Bewegung für die Transformation unserer Welt hin zu einer besseren Welt beiträgt. Und es ist bemerkenswert, was du mit dieser Frage zutage förderst.

  • Du beschreibst beispielsweise, wie Fanfiction als kreatives Instrument der Partizipation von randständigen Menschen und Minderheiten funktioniert, indem diese entweder selber Autor*innen von Fanfiction sind oder indem diese beschrieben werden. So wird deren spezifische Wahrnehmung des Lebens und der Welt vernehmbar und findet Eingang in Diskurse.
  • Oder du beschreibst Fanfiction als eine Form des imaginären Spiels, in dem mit übernommenem literarischem Material eine bessere Welt auf Zukunft hin spielerisch entworfen wird.
  • Oder du beschreibst Fanfiction als eine sehr effektive Form des Aktivismus, den du als „activism of care“ beschreibst, als einen Aktivismus, der vom Mitfühlen und der Anerkennung der Verschiedenheit und des Spezifischen getragen ist.

Kurzum, du entdeckst in der Auseinandersetzung mit Fanfiction sehr hellsichtig wichtige Quellen und Ressourcen der gesellschaftlichen Veränderungen: die Partizipation möglichst aller Menschen, das nicht-elitäre Künstlerisch-Kreative, das Spiel, die Haltung der Empathie und der Fürsorglichkeit, den zivilgesellschaftlichen Aktivismus usw.

 

Ich habe deine Arbeit mit meiner Caritas-Brille gelesen. Es wäre durchaus auch lohnend sie als literarischen oder psychologischen oder pädagogischen Forschungsbeitrag zu rezipieren. Das zeigt eine weitere Qualität dieser Arbeit in einer Zeit, in der es methodisch immer wichtiger wird, Fragestellungen systemisch und integrativ und aus vielen Perspektiven anzugehen und zu bearbeiten.

 

Liebe Katharina, ich gratuliere dir zu dieser Arbeit, und wünsche dir von Herzen, dass deine Leidenschaft für das Gute in unserer Welt dich einen schönen Weg führt, hoffentlich auch mit dem einen oder anderen weiteren so engagierten Text. Danke!

 

Walter Schmolly